Friedensbotschaft mit schönen Stimmen

Cäcilia Zündorf sang mit
Concert Chor Concordia Hürth
in der Philharmonie
Frieden in der Welt - das ist der in Musik gefasste Wunsch vieler weihnachtlicher Konzerte. In diesem Jahr erschüttert der Krieg in der Ukraine die hierzulande zuweilen als selbstverständlich hingenommene Friedensgewissheit für Europa. Da war die Aufführung der ,,Missa in tempore belli", zu der die Chorgemeinschaft Cäcilia Zündorf in die Kölner Philharmonie einlud, von besonders eindrucksvoller Aktualität.
Paukenwirbel der Armee
Ein Trommelwirbel mischt das ,,Agnus Dei" auf und verleiht der gesungenen Friedensbitte in Joseph Haydns ,,Messe in Kriegszeiten" eine höchst reale Erinnerung an die raue Wirklichkeit. Haydn hat die ,,missa in tempore belli" im Jahr 1796 komponiert, zu einer Zeit, als Napoleons Armee aus Italien näher rückte und Wien bedrohte. Die Paukenschläge empfand der österreichische Komponist dem seinerzeit typischen französischen Armee-Paukenwirbel nach und setzte in der eher heiter anmutenden Messe einen bedrohlichen Akzent, der auch gut 225 Jahre später verstanden wird.
Zur Aufführung der Messe hatte sich die Chorgemeinschaft mit den etwa 60 Sängerinnen und Sängern des Concert Chors Concordia Hürth zusammengetan, der gleichfalls unter dem Dirigat von Christian Letschert-Larsson steht. Die Solopartien sangen Annabelle Heinen (Sopran), Verena Kronbichler (Mezzosopran), Ricardo Marinello (Tenor) und Johannes Fritsche (Bass). Unter Letschert-Larssons künstlerischer Gesamtleitung spielte die von ihm gegründete Kammerphilharmonie Rhein-Erft. Das aus dem links-und rechtsrheinischen Raum zusammengestellte Konzertensemble beglückte die Gäste mit ebenso frischer wie ausgereifter, harmonisch zusammengewachsener Leistung.
In der Messe, die zu Haydns Spätwerk zählt, konnten die Solisten und die fast 90 Sängerinnen und Sänger aus beiden Chören aus dem Vollen schöpfen. Der Komponist wählte in seinen letzten Lebensjahren für seine Kompositionen eingängige Motive, die er reizvoll strukturierte und nicht selten mit Unerwartetem aufpeppte. Das wurde sehr populär, kam aber bei den Verfechtern tiefernster Kirchenmusik damals nicht immer gut an. Heute ,,darf" Gläubigkeit allerdings aus mehr als Zerknirschung der Sünder bestehen. Zum Glück: Das Lebhafte und Trostgewisse, das in Haydns Musik zur Messliturgie aufscheint, brachten die Laienchöre zum Strahlen, die Solistinnen und Solisten setzten Glanzlichter auf.
Dem Dirigat folgten die Chöre mit hoher Aufmerksamkeit, zogen die Gäste mit sauberer Rhythmik, klarer Artikulation, schöner Phrasierung und stets spürbarem Gemeinschaftssinn in den Bann. Vom hellwachen Kyrie bis zum lebhaft-bewegten Dona nobis pacem überzeugte das Ensemble, dem die Freude am Singen vor Philharmonie-Publikum nach der langen Coronapause anzuhören war. Das Orchester lieferte dazu weit mehr als nur Begleitmusik. Die Instrumentalistinnen und Instrumentalisten ließen hohe Können aufscheinen und verstanden es, stetige Präsenz zu zeigen ohne sich gegenüber den Gesangsstimmen in den Vordergrund zu spielen.
Lied aus der Ukraine
Im zweiten Konzertteil konnte das Orchester seine Kunst mit dem zweiten Satz aus Mozarts Sinfonie g-Moll KV 550 eindrucksvoll unter Beweis stellen. Und jetzt nutzten sämtliche Aufführenden die Gelegenheit, bei weihnachtlichem Liedgut Freude zu schenken. Unter anderem war ein ukrainisches Lied dabei, mit dem der Chor an die Friedensbotschaft der Paukenmesse anzuknüpfen verstand.
So unterschiedlich wie das Fest in diversen Ländern begangen wird, fallen auch die Lieder aus. Die vier Solisten, beide Chöre und das Orchester fühlten sich musikalisch in jubelnde Freude wie in sanftes Sehnen ein, ohne je ins Süßliche abzugleiten. Allein schon für die wunderbar differenzierte Aufführung des walisischen Liedes ,,Deck the Hall" hätte sich der Besuch gelohnt. Mit Weihnachtsliedern, die das Publikum endlich wieder mitsingen durfte, verabschiedeten sie die Aufführenden und ihr Dirigent. Sie wurden erst nach anhaltendem, begeistertem Applaus von der Bühne gelassen.
Text: Beatrix Lampe (KStA), Foto: D. S.
17.12.2022
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