Chorfahrt 2008 nach Münster

"Zündorfer erobern Schalker Hauptquartier"
So ist einer der drei Artikel zur Chorfahrt des Jahres 2008 nach Münster betitelt.
Noch nicht ganz in Billerbeck angekommen, juchzten nämlich die Ersten bereits:"Schaut mal, da weht die Zündorffahne! Direkt neben der von Schalke!" Und tatsächlich: Günter Peters hatte als Überraschung für den Chor die Fahne für die 1000-Jahr-Feier Zündorfs nach Billerbeck ins Hotel Weissenburg bringen lassen.

Aber von Anfang an: Dieses Jahr war mal wieder ein Kurztrip für die Sängerinnen und Sänger der Chorgemeinschaft Cäcilia Zündorf angesagt. Münster war als Ziel und Lotte Leifeld und Gerd Rüter als Organisatoren auserkoren worden. Beide stammen aus dem Münsterland und boten somit beste Voraussetzungen für den Job als Reiseleiter.

Am 23.08.2008 startete die Reise wie immer an der Endhaltestelle der Linie 7 in Zündorf. Pünktlich um sieben Uhr standen die beiden Busse bereit. Da die Fahrt nur zwei Stunden dauerte, wurde auf eine Pause verzichtet. Selbst die letzten verbliebenen Raucher hielten durch, und so war die Reisegruppe tatsächlich schon um kurz nach Neun in Billerbeck. Nach der ersten Überraschung mit der Fahne folgte sogleich die zweite, aber für den Hotelier. So früh hatte er nämlich noch nicht mit dem Chor gerechnet, und jetzt musste in Windeseile noch der Frühstückstisch gedeckt werden. So hatten die einen Zeit zum Rauchen und die anderen Zeit zum Telefonieren oder was man sonst noch so erledigt, wenn man zwei Stunden im Bus gesessen und der Servierdame mit dem bunten Hütchen den einen oder anderen Mariacron abgenommen hatte.

Während man gemütlich beim Frühstück saß, formierte sich in dem Hauptspeiseraum eine Gruppe von neun Herren aus dem Tenor und dem Bass (namentlich: Erich Stachel, Wolfgang Neumann, Franz-Josef Steinbach, Gero Karau, Gerd Rüter, Heinz Steinmetz, Dieter Heinrichs, Peter Schneider, Manfred Drees) und stimmte ,,My Lord, what a morning" an. Zur Überraschung aller Anwesenden wurde das Stück gänzlich auswendig vorgetragen. Und weil es so schön war, sangen die Herren es gleich noch einmal für den Teil der Gruppe, der in einem anderen Raum das Frühstück genoss.

Nach dem Essen ging es - nein, nicht auf die Zimmer, die sollten erst abends vergeben werden - wieder zurück in die Busse und auf nach Münster. Dort war die Gruppe mit zwei Stadtführerinnen verabredet, die aber auf sich warten ließen. Irgendwann war klar: Die haben uns vergessen. Ein paar Telefonate später zeigte sich die Flexibilität des Rheinländers im Allgemeinen und der Zündorfer im Speziellen und die Stadtführung war kurzerhand auf 14 Uhr verschoben. Jetzt war Freizeit angesagt. Einige machten sich gleich auf die Suche nach einem Café, andere gingen auf Entdeckungstour. Zum Beispiel auf den wundervollen Markt, auf dem in jeder Reihe ein anderer Schwerpunkt gesetzt war. Die erste Reihe gehörte den Metzgern, die zweite den Bäckern, die dritte dem Obst und Gemüse usw. Außerdem konnte man an jedem Stand etwas probieren, und hätte es nicht kurz vorher das opulente Frühstück gegeben, so wäre man sicherlich dort auch satt geworden.

Leider spielte das Wetter nicht so richtig mit. Trotz kalendarischem Hochsommer gab es nur trübe sechzehn bis achtzehn Grad und Wolken, die sich am Nachmittag auch noch über Münster entluden. Beim Spaziergang durch die Fußgängerzone traf man daher andere Gruppen des Chores, die fröstelnd in der Außengastronomie saßen und den Vorübergehenden aufmunternd zuriefen:"Kommt zu uns! Wir laden euch ein, eine Runde mit uns zu frieren!" Okay, erfroren ist wohl niemand, denn um 14 Uhr trafen alle am Treffpunkt für die Stadtführung ein. Knappe zwei Stunden ging es dann durch die City von Münster: Dom, Lambertikirche, Rathaus und was Münster sonst noch an Sehenswertem zu bieten hat.

Direkt im Anschluss an die Stadtführung fuhren die Busse vor und brachten die Sängerinnen und Sänger zum Freilichtmuseum an den Aasee. Und hier passierte es: Es begann zu regnen, erst leicht, dann kräftiger, und zum Schluss schüttete es wie aus Kübeln. So manch einer fragte sich, warum die Chorfahrt eigentlich von den Herbst- in die Sommerferien verlegt wurde. Es hatte mal geheißen, in den Sommerferien sei das Wetter besser. Das scheint aber nur ein bösartiges Gerücht zu sein, denn sowohl im vergangenen Jahr als auch jetzt präsentierte sich das Wetter mindestens genauso schlecht wie sonst im Herbst, mit dem einzigen Unterschied, das man im Herbst mit schlechtem Wetter rechnet.

Der Stimmung tat der Regen jedoch keinen Abbruch. Man traf sich halt unterm Regenschirm im Museumscafé. Damit war das Besichtigungsprogramm in Münster beendet und die Fahrt ging zurück ins Hotel nach Billerbeck. Nach der Zimmerverteilung war noch ein wenig Freizeit und es gab tatsächlich Chormitglieder, die noch nicht ganz ausgelastet waren und deshalb das hoteleigene Schwimmbad aufsuchten.

Um 19.30 Uhr gab es Abendessen in Buffetform im Raum ,,Hannover". Lecker war es und reichlich. An das Essen schloss sich der gesellige Teil des Abends an, der wie auf jeder Fahrt zunächst mit einer kurzen Ansprache der Vorsitzenden, Angelika Biergans, begann. Sie dankte Lotte Leifeld und ihrem Mann Peter sowie Gerd Rüter für die Organisation der Reise und kündigte an, dass nun ein buntes Programm folgen werde. Das wiederum begann mit einem in westfälischem Platt vorgetragenen Stück über einen Grobschmied. Verschiedene Personen kamen auf die Bühne und gingen wieder, und wenn man nicht ganz genau zuhörte, verstand man kein Wort. So müssen sich Westfalen fühlen, wenn sie das erste Mal auf eine Kölner Karnevalssitzung gehen.
Dargeboten wurde das Stück von Erich Stachel am Bandoneon, Heinz Koch als Grobschmied, Hartmut Leyhausen als ,,Christel von der Post", Dieter Heinrichs als Wirt und Gerd Rüter als Student.

Die Gruppe formierte sich nach dem Stück neu, denn Heinz Koch und Hartmut Leyhausen verließen die Bühne und Gero Karau, Heinz Steinmetz, Wolfgang Neumann, Manfred Drees , Peter Schneider und Franz-Josef Steinbach kamen zu den verbliebenen Sängern - Erich Stachel, Dieter Heinrichs und Gerd Rüter - hinzu. Gemeinsam trugen sie verschiedene Lieder vor.

Danach war Kontrast angesagt: Liesel Zupfer und ihre Schlagerkiste betraten die Bühne. Erst am Donnerstag zuvor hatte sie sich zu ihrem Auftritt entschlossen und kurzfristig Schlager zusammengestellt, zu denen sie jetzt selber sang und ihre Sangeskollegen zum Mitsingen aufforderte. Die kamen dem Wunsch gerne nach, denn mit ,,Heißer Sand" oder ,,Schuld war nur der Bossa Nova" hatte Liesel Zupfer nun wirklich Gassenhauer ausgewählt, die jeder zumindest im Refrain kennt.

Den Abschluss bildeten Erich Stachel und Peter Schneider, die - wie Peter behauptete - Lieder aus ihrer Jugendzeit, also den 40er Jahren mitgebracht hatten. Das das mit der Jugendzeit eine glatte Lüge war, muss hier nicht weiter betont werden. Zu ,,Das gibt´s nur einmal" und ,,Die Nacht ist nicht allein zum Schlafen da" oder ,,Ich tanze mit dir in den Himmel hinein" wurde gesungen und geschunkelt, und alle hatten sichtlich Spaß.

Danach soll es noch munter weiter gegangen sein, erzählt man sich in der Gerüchteküche, und bis in den frühen Morgen soll die Hotelbar belagert worden sein. Erstaunlicherweise traf man bereits um acht Uhr morgens schon wieder Chormitglieder im Schwimmbad. Darunter auch solche, die in der Hotelbar dabei gewesen sein sollen. Es ist also nicht nur ein musikalischer, sondern auch ein sportlicher Verein, die Chorgemeinschaft Cäcilia Zündorf.

Der Sonntagmorgen verlief ansonsten anders als bei bisherigen Chorfahrten: es war reichlich Zeit vorhanden. Zeit zum Frühstücken, Zeit zum Kofferpacken, Zeit für einen Spaziergang und Zeit für das Bläserkorps Hubertus, das eigens für den Chor aus Coesfeld angereist war. Bei schönstem Sonnenschein gab es im Hotelgarten ein Konzert. Herrlich idyllisch waren dazu die Hirsche im Gehege anzuschauen oder die Enten auf dem Teich zu beobachten. Die mittlerweile nach ihren vielen Auftritten bestens eingesungenen Männer des Chores bedankten sich bei dem Bläserkorps mit ,,My Lord, what a morning", und das trifft die Stimmung an diesem Tag perfekt. Was für ein Morgen!

Gegen Mittag hieß es dann aber doch Abschied nehmen vom Hotel Weissenburg. Die Zündorffahne wurde still und leise eingeholt und die Koffer wurden in die Busse gebracht. Alle Koffer? Nein, ein einzelnes Gepäckstück aus dem kleinen Dorf Zündorf bei Köln war verschwunden. Alles Suchen half nichts, der Koffer war weg. Die Besitzer hinterließen Telefonnummer und Adresse in der Hoffnung auf ein einfaches Versehen und traten mit dem Rest der Gruppe die Rückreise an.

Da der Sonntag aber ja erst halb vorbei war, hatten die Organisatoren noch zwei Highlights ins Programm aufgenommen. Zuerst ging es nach Schloss Nordkirchen, der Schule für den gehobenen Dienst der Finanzverwaltung. Das hört sich zunächst an wie ein schlechter Scherz, ist aber Realität: Das Land Nordrhein-Westfalen hat das bereits durch (bildlich gesehen) viele Hände gegangene Schloss gekauft, es restauriert und gleichzeitig die zukünftigen Finanzbeamten dort zur Ausbildung untergebracht. Jetzt werden also in den Räumen, durch die am Wochenende Touristen strömen, während der Woche harte Klausuren und wichtige Prüfungen geschrieben.
Zwar war die Zeit für die Schlossbesichtigung denkbar knapp, dennoch konnte die Schlossführerin ein paar Minuten abzweigen, damit die Sängerinnen und Sänger die schöne Akustik in einem der Säle ausprobieren konnten. In ein Schloss passt natürlich ein Stück besonders: Das ,,Menuett" von Wolfgang Amadeus Mozart!
Nach der Besichtigung gab es Kaffee und Kuchen gleich in der Nähe vom Schloss in der Gaststätte ,,Plettenberger Hof". Während des Kaffeetrinkens machte die Botschaft,,Der Koffer ist wieder aufgetaucht!" die Runde. Da waren die Besitzer recht froh, und es musste nur noch ein Plan ausbaldowert werden, wie der Koffer jetzt auch noch zum Bus fände.

Erst einmal musste aber der Kuchen abgearbeitet werden. So ging es mit dem Bus nach Lüdinghausen zur Burg Vischering. Dort konnte man bei einem Spaziergang rund um die Burg ein paar Kalorien abtrainieren oder sich auch einfach in den Burghof setzen und eine weitere Tasse Kaffee genießen. Diese Option nahmen denn auch einige Chormitglieder wahr.

Nun ging es aber endgültig in Richtung Heimat. Während der eine Bus direkt gen Köln startete, musste der andere einen kleinen Umweg fahren, um den Koffer unterwegs einzusammeln. Es war übrigens tatsächlich ein reines Versehen gewesen. Ein Paar einer anderen Reisegruppe, die zur selben Zeit ihre Koffer einluden, hatte sich schlichtweg ohne Absprache jeder einen Koffer genommen und erst später festgestellt, das sie an Stelle des einen nun zwei Koffer hatten.

Am Abend gegen 19 Uhr kamen die Zündorfer wieder in ihrer Heimat an. Wie immer erschöpft, aber zufrieden nach einer schönen Tour.

Birgit Schönenbröcher
12.09.2008
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