Konzertreise 2009 nach Leipzig

Konzertreise 2009 nach Leipzig

1. Tag, 25.06.2009, geplante Abfahrt 06.00 Uhr

Welch unchristliche Zeit! Tatsächlich geht es erst um 6.30 Uhr los, aber das hilft uns jetzt auch nicht mehr. Wach ist wach!
Um kurz nach 12 Uhr Ankunft in Erfurt. Dort haben wir die Möglichkeit einen Stadtrundgang unter der Führung von Herrn Heuvel mitzumachen oder auf eigene Faust z. B. die Krämerbrücke oder den Dom zu erkunden. Um 15 Uhr geht es dann zügig weiter nach Leipzig. Die Ankunft in Leipzig ist um 17.30 Uhr. Staunend stehen alle vor dem Hotel: The Westin Leipzig. Ein 5-Sterne-Hotel. Zum Abendessen geht es in den Barthelshof. In einem urigen Gewölbekeller, genau gesagt in Tollhardts Zechgewölbe, gibt es Mutzbraten auf Sauerkraut im Kümmelbrot. Übereinstimmende Meinung: hat gut geschmeckt. Ein paar gehen anschließend noch in die Stadt, andere treffen sich an der Bar.

2. Tag, 26.06.2009

Am zweiten Tag trifft man sich zunächst im Schwimmbad. ,,Man" sind auch nur ein paar wenige, aber die haben dafür Spaß. Danach gibt es Frühstück. Auch hier sind sich die Chormitglieder einig: Superauswahl!

Um 10 Uhr geht es los zur Stadtrundfahrt, die begleitet wird von Herrn Heuvel. Der Bus fährt ungefähr ein halbes Dutzend Mal um die Leipziger Innenstadt herum und Herr H. erklärt, was so am Wegesrand steht. Da ist zunächst der Leipziger Zoo mit dem einzigen (oder größten) Bambus-parkhaus Deutschlands, es folgt das Ringcafe, das zu DDR-Zeiten bis zu 400 Plätze hatte und in dem von Meißner Porzellan und Goldbesteck gespeist wurde. Vorbei geht es am höchsten Wohnhaus Mitteldeutschlands mit der teuersten Eigentumswohnung Mitteldeutschlands. Auf der rechten Seite folgt das größte Verwaltungsgebäude Mitteldeutschlands, das Leipziger Rathaus mit zwei Eingängen für das Standesamt: einer für ,,jungfäuliche" Eheleute, also Ersttäter, und eine für ,,Wiederholungstäter", die verschämt hinten rum ins Standesamt schleichen müssen. Zum größten Rathaus gehört natürlich auch der höchste Rathausturm Deutschlands. Wen jetzt der Gedanke beschleicht, die Leipziger litten an einer leicht verklärten Sicht ihrer Stadt, indem sie alles mit einem Superlativ belegen... der hat schlichtweg Recht. Aber der Kölner an sich kennt dieses Phänomen ja auch, lebt er doch in der schönsten Stadt am längsten Fluss Deutschlands mit den nettesten und tolerantesten Menschen. Nicht fehlen auf der Rundfahrt darf natürlich ein Blick auf die Thomas- und die Nikolaikirche. Am Völkerschlachtdenkmal steigt die Reisegesellschaft aus dem Bus aus, um sich dieses Monument von Nahem zu betrachten. Dreißig Minuten Zeit sind angesetzt, dann geht's weiter...

Auf die Stadtrundfahrt folgt die Besichtigung des Gewandhauses zu Leipzig. Das Gewandhaus-orchester ist das älteste Orchester Deutschlands. Der Name Gewandhaus ist zurück zu führen auf die folgende Geschichte: Die Musiker wurden von der Stadt bezahlt, aber es gab kein Konzerthaus. Um 1780 war man schlichtweg zu arm, ein solches Haus zu bauen. Also griff man auf ein bereits stehendes Haus zurück und das war das Haus der Wollwaren- und Tuchhändler. Und so hält sich der Name Gewandhaus, auch wenn die verschiedenen Häuser im Laufe der Geschichte nichts mehr mit Wollwaren oder Tuch zu tun hatten, sondern reine Konzerthäuser waren. Die Orgel des Gewandhauses hat 6693 Pfeifen und 93 Register. Nachdem Herr Michael Schönheit diese Informationen über die Orgel vorgetragen hat, spielt er ein Orgelkonzert. Nach dem Orgelkonzert nutzt der Chor die Chance. Flugs geht es auf die Empore, aufgestellt, Bernhard dirigiert das "Menuett" und ,,Luci Care" und nun kann die Chorgemeinschaft von sich sagen: "Wir haben bereits im Gewandhaus zu Leipzig gesungen!" Und das ist die volle Wahrheit!
Der Rest des Tages ist zur freien Verfügung. Die Sonne scheint und so trifft man hier und da in Leipzigs Innenstadt fröhliche Zündorfer im Cafe oder beim Shoppen.

Für 19.15 Uhr ist für die Chorgemeinschaft Platz im Auerbachs Keller reserviert. Eigens für die Zündorfer begibt sich Mephisto höchstpersönlich in das Gewölbe und berichtet während des Mahls, das aus drei Gängen besteht, über seinen Zaubertrank (Liebestrank). Als Höhepunkt seines dämonischen Auftritts flößt er seinen Zaubertrank Hartmut Leyhausen ein. Alle beobachten gespannt, was mit ihm passiert. Aber entweder hat die Dosierung nicht gestimmt oder aber die Wirkung lässt auf sich warten... Lustig verbringt er den weiteren Abend im Kreise der Sangesschwestern und ~brüder. Nach dem Essen stellt sich das Männerdoppelquartett zum Singen auf und erfreut die Gäste mit ,,Ein Bier", ,,Herrliches Weinland" und ,,Ich weiß ein Fass". Im Laufe des Abends löst sich die Reisegruppe auf und verschwindet ins Hotel oder in eine Kneipe in der Leipziger Innenstadt.

3. Tag, 27.06.2009

Frühstück wie gehabt. Um 11 Uhr steht eine Stadtführung auf dem Plan. Aufgeteilt in drei Gruppen geht es nun zu Fuß in die Altstadt von Leipzig, die wir gestern bereits mehrmals mit dem Bus umrundet haben. Die Reiseleiterinnen sind Sächsinnen und sächseln sich durch die Führung. Die aus unserer Gruppe beginnt mit der sächsischen Loreley. In der Innenstadt zeigt sie uns den Barthelshof ausführlich, in dem wir am ersten Abend gespeist haben. Außerdem erklärt sie u. a., dass in Leipzig die kürzeste U-Bahn mit der längsten Bauzeit und höchsten Kosten gebaut wird. Erinnert das nicht irgendwie an die Nord-Süd-Bahn? Auch in Leipzig führt die U-Bahn direkt an historischen Gebäuden vorbei, die aber bis jetzt dem U-Bahn-Bau noch standhalten.

Nach der Stadtführung beginnt um 14.45 Uhr der Ernst der Fahrt. Abfahrt nach Oschatz, dem ersten Konzertort. Im Thomas-Müntzer-Haus sollen wir auftreten, das mitten in der City von Oschatz, ca. eine Stunde von Leipzig entfernt, liegt. Das Konzert ist ausverkauft, was man als Sänger oder Sängerin recht gerne vernimmt. Zunächst heißt es Proben mit dem RBO und mit Viktorija Kaminskaite, der Sopranistin. Wie es sich für eine Generalprobe gehört, klappen ein paar Dinge nicht so richtig. Aber bis zum Konzert ist ja noch ein wenig Zeit. Das Konzert beginnt pünktlich, der Saal ist tatsächlich ausverkauft, auf der Bühne ist es rappelvoll und heiß. Uns läuft der Schweiß nur so runter. Im Gegensatz zur Generalprobe klappt alles und am Ende sind alle, auch Christian Letschert-Larsson, zufrieden. Um 22.30 kommen wir wieder in Leipzig an. Die Organisatoren haben wirklich an alles gedacht. Selbst zu dieser späten Stunde wartet noch ein Buffet auf uns. Aber der Tag oder besser die vergangenen Tage der Reise fordern ihr Tribut. Die Meisten verlassen relativ früh die gastlichen Räume.

4. Tag, 28.06.2009

Das Frühstück für die ,,Chorgemeinschaft Köln", wie es auf der Hinweistafel des Hotels steht, findet heute nicht auf der Empore, sondern im normalen Speiseraum statt. Das Essen ist dort aber nicht anders als sonst, also einfach nur gut.

Bereits um 10 Uhr ist für heute die Abfahrt angesetzt. Es geht nach Bad Lausick. Nach ungefähr einer Stunde kommen wir in Bad Lausick an, genaues Ziel ist die Sachsenklinik bzw. der dortige Kurpark. Dort gratulieren wir mit einem ,,Festival der Chöre" dem Männerchor Bad Lausick zum 155-jährigen Bestehen. Mit uns gratulieren der Volkschor Bergheim, das RBO und weitere vier Chöre aus der Gegend rund um Bad Lausick. So langsam heißt es nun umziehen und fürs Konzert bereit machen. Das Konzert am Nachmittag ist dann so richtig schön. Es macht riesigen Spaß, die Sänger sind gut drauf, das Orchester ist gut drauf und die Zuschauer auch. Vier Zugaben verlangen die Kurgäste, bevor sie uns von der Bühne lassen.

Kurze Zeit später sitzen wir auch schon wieder im Bus und fahren zurück ins Hotel. Der Höhepunkt des Tages steht aber noch bevor. Für 19 Uhr ist ein Sektempfang im Hotel terminiert. Punkt 19 Uhr sind alle auf der Empore versammelt. Es gibt Rotkäppchensekt, wahlweise mit oder ohne Orangensaft. ,,IM Schneider" hält eine ergreifende Ansprache: "Prost!" Auch Angelika Biergans, Vorsitzende, ergreift das Wort. ,,Es war eine sehr schöne Chorfahrt mit tollen Konzerten", sagt sie und dankt den Organisatoren Ingrid Fleige, Peter Schneider und Bärbel Neumann, aber auch unserem Dirigenten Christian Letschert-Larsson. Auch er lässt es sich nicht nehmen, ein paar Worte zu sagen. Freude und auch Stolz kommen auf, wenn er von tollen Konzerten spricht und davon, dass das alles schon sehr professionell ist. Und wenn einer das beurteilen kann, dann wohl er. Während er so spricht, stellt er fest, dass die Akustik auf dieser Empore ziemlich gut ist. Der Zeitpunkt und der Raum sind gerade richtig für den Auftritt einer Formation von Sängerinnen.

Aus dem Sopran und dem Alt hatten sich Gabi Baedorf, Ingrid Fleige, Alma Ludwig, Angelika Biergans, Sylvia Wilcke, Diana Breidenbach, Manja Hörig, Gabi Miebach, Martina Heide, Liesel Zupfer, Anne Kafzyk, Simone Friedrich und Birgit Schönenbröcher zusammengetan und unter Christians Leitung drei Titel aus alten Filmen einstudiert. Den Anfang macht ,,As Time Goes By" aus Casablanca, gefolgt von ,,Hail Holy Queen" aus ,,Sister Act" und den Schluss bildet das Lied, das wohl nur Frauen ekstatisch lieben können: ,,Diamonds Are A Girls Best Friend", im Original gesungen von Marilyn Monroe in dem Film ,,Blondinen bevorzugt". Dass die Mädels Spaß an den Liedern haben, sieht man ihnen deutlich an. Und dem Publikum gefällt es, die Reaktionen sind durchweg positiv.

Um 20 Uhr öffnen sich die Türen zum Speisesaal des Restaurants ,,Four Seasons" im Hotel ,,The Westin" in Leipzig. Die überwiegend als Vierer- oder Sechsertische gedeckten Tafeln sind schnell besetzt. Um 21.55 Uhr ist das Dinner beendet und es folgt der gemütliche Teil des Abends. Eingeleitet wird er - nach einer kurzen Ankündigung des nun folgenden Programms von Angelika Biergans - durch das Doppelquartett, das aber eigentlich kein Doppelquartett ist, sondern ein Doppelquartett + 1, denn es stehen neun Männer zum Singen bereit. Alle Neune, das sind:
Gero Karau, Dieter Heinrichs, Heinz Steinmetz, Manfred Drees, Erich Stachel, Heinz Koch, Franz-Josef Steinbach, Wolfgang Neumann und Peter Schneider.

Dirigiert wird das Ensemble von Bernhard Sluyterman, der in seiner Ansprache erklärt, dass man nun zur Ruhe komme. Deshalb folgt auch das Lied ,,Abendruhe" von Wolfgang Amadeus Mozart, das Bernhard extra neu für einen Männerchor gesetzt hat. Fortgesetzt wird das Programm mit ,,Santa Maria", ,,Untreue", ,,Kad Si Bila" und ,,Herrliches Weinland".

Im Programm folgt nun Gero Karau. Was er über Briefmarken und Außerirdische zum Besten gibt, wirft die Zuhörer vor Lachen fast vom Stuhl. ,,Ich seh den ganzen Tag Briefmarken, die sagen "Ach, leck mich", resümierte der Postangestellte zum Ende seines Vortrags. Man kann gespannt sein, was Gero über Briefmarken in Zukunft noch so alles zu erzählen weiß.

Um 22.50 Uhr macht sich Erich mit seinem Bandoneon bereit. Zu ihm tritt Franz-Josef Steinbach und trägt die wunderbaren Stücke ,,Wenn ich einmal reich wär" aus dem Musical ,,Anatevka", ,,Somewhere over the rainbow" aus ,,Der Zauberer von Oz" und ,,Im tiefen Keller" vor. Eine gute halbe Stunde später macht es ,,mäh" und sechs quicklebendige weiße Schafe, denen ein schwarzes Schaf folgt, springen zu den Klängen von ,,Shaun, das Schaf" auf die Bühne. Gehütet werden die Schafe Marlen Steinbach, Lotte Leifeld, Inge Ronge, Annegret Scheidt, Bärbel Neumann, Anna Steinringer und Ingrid Fleige von Uschi Jung. Aber selbst sie kann nicht verhindern, dass das schwarze Schaf bockt und Unfug macht. Gemeinsam singen die Schafe ein Lied über Erich, dessen Lieblingsspruch ja bekanntlich ,,Du Schaf" ist. Und zu guter Letzt dirigiert das schwarze Schaf Ingrid noch die Anwesenden für den Kanon ,,Wo zwei oder drei an der Theke zusammenstehen, da ist Erich einer von ihnen."

Nachdem die Schafe wieder eingefangen sind, singen und spielen Erich Stachel und Peter Schneider drei Lieder aus einer vierteiligen Trilogie. Seine Lieder, die er für diesen Abend einstudiert hat, sind: Ich weiß nicht, zu wem ich gehöre" von Friedrich Holländer, ein und ,,Yesterday when I was young" von Charles Aznavour. Bernhard Sluyterman trauert im Anschluss musikalisch um sein kaputtes Krügelein, das er voll mit Brandewein zerschlagen habe. Im Wechsel kommen danach Erich Stachel, Peter Schneider, Bernhard Sluyterman und Uschi Jung auf die Bühne und runden den Abend musikalisch mit Evergreens wie ,,Take me home country roads", ,,White Rover" oder ,,Tutti Frutti" ab, bei denen die Chormitglieder kräftig mitsangen. Der rundum gelungene Abend findet seinen Abschluss mit Christian Letschert-Larsson, der es sich nicht nehmen lässt, auf dem E-Piano ,,The Entertainer", das Lied von King Louis aus dem ,,Dschungelbuch" und andere Lieder zu spielen. Halt! Da war noch was! Der wirklich allerletzte musikalische Akt ist noch einmal das Männerdoppelquartett mit ,,Ein Bier". Danach leert sich der Raum zusehends. Nur ein kleiner, aber hartnäckiger Kern von Sängern und Sängerinnen bleibt im Restaurant sitzen und singt noch weiter, während rundherum bereits für das Frühstück eingedeckt wird.

5. Tag, 29.06.2009

Die Ansage hatte gelautet: zwischen 9.00 und 9.30 Uhr sollen die Koffer am Bus abgegeben werden, um 10 Uhr ist Abfahrt. Hat auch fast geklappt. Die letzten schleifen ihren Koffer dann pünktlich um 10 Uhr zum Bus, was den Fahrer leicht fluchen lässt. Das Problem ist nämlich der Platz. Aus unerfindlichen Gründen scheint es nicht möglich zu sein, dass in einem Bus für 65 Personen auch Gepäck für 65 Personen mitgenommen wird. Irgendwie wird dann doch alles untergebracht, zum Teil auf die nicht belegten Sitzplätze im Bus. Um 12 Uhr ist Ankunft in Weimar. Hier gibt es nochmal die Möglichkeit zur Stadtbesichtigung u. a. das Denkmal von Schiller und Goethe, das Bauhausmuseum, das Goethehaus und andere Sehenswürdigkeiten.

Abfahrt ist um 14 Uhr. Da jetzt alle wach sind, wird wieder gesungen. Im hinteren Teil des Busses spielen Erich und Bernhard die Begleitung, im vorderen Teil Uschi Jung. Als die Reisenden im hinteren Teil aber nach einer Zeit ein wenig schwächeln, läuft der vordere Teil zur Höchstform auf. Alle bekannten Schlager der 50er, 60er und 70er Jahre werden angestimmt und mehr oder weniger textsicher zu Ende gebracht. So fliegt Kilometer um Kilometer vorbei und kurz nach 19 Uhr steht der Bus wieder an der Endhaltestelle.

Birgit Schönenbröcher
14.07.2009
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