Tonschön und gut geschult

Der ,,Concert-Chor Concordia 1877 Hürth" ist 130 Jahre alt geworden, und das war ihm Grund genug für ein großes Festkonzert in der Philharmonie. Also lud CCC die ,,Chorgemeinschaft Cäcilia Zündorf" zur Verstärkung der Schlagkraft in seine Reihen und rief das Motto ,,Opera Bellissima" aus. Musik von Mozart, Rossini, Lortzing und Verdi gab die Vorlage für zweieinhalb Stunden animierender Unterhaltung mit zwei Ensembles, denen die Freude am Gesang in jedem Ton anzumerken war.
Die geballte Chormacht hätte ihrem Können allerdings stärker vertrauen und mehr reine Chornummern ins Programm nehmen sollen. Denn mit den Solisten war mit Ausnahme von Martin Krasnenko (Bass) wenig Staat zu machen. Wieder einmal waren Berufsmusiker statt krönender Einlagen nur Bremsen im musikalischen Fluss, stahlen den Amateuren die Zeit zur Entfaltung.

Auf die angestrengt und ältlich klingenden Verdi-Arien von Carolyn Grace James (Sopran) wäre leicht Verzicht zu leisten gewesen, ebenso auf das Schülerhafte und Unausgegorene von Yvonne Berg (Mezzosopran) bei Rossini und Mozart. Der Tenor Joaquin Asiain (Verdi, Rossini) wirkte auch mit.

Martin Krasnenko immerhin imponierte vollmundig und tiefensatt mit Verdi (Banco-Arie aus ,,Macbeth") und Lortzing (Sing schule aus ,,Zar und Zimmermann). Es muss immer wieder ein wunderbares Gefühl sein, in dieser Oper dem Chor, weil er sich halt gar zu doof anstellt, erbost zurufen zudürfen: ,,Halt' eure Mäuler." Aber niemand möge das als versteckte Anspielung auf die vereinigten Chöre auf dem philharmonischen Podium deuten. CCC und CCZ sangen schwungvoll, klangen tonschön und gut geschult, artikulierten genau. Die Hexen - Nummern aus Verdis ,,Macbeth" gerieten spritzig und witzig, die Triumphszene-Passagen aus ,,Aida" hatten Gewicht, Heiteres von Mozart kamm leicht und locker, Charakterstücke aus ,,I Lombardi" und ,,Macbeth" schufen Atmosphäre.

Christian Letschert-Larsson dirigierte mit großer, anfeuernder Geste, die Neue Philharmonie Westfalen musizierte solide, lief mit den Sängern allerdings nicht immer synchron. Christoph Scheeben moderierte kenntnisreich, sonor und amüsant. Das nächste Mal aber, bitte, Chorgesang pur, das ist kein Risiko!

Von Gerhard Bauer, Kölner Stadtanzeiger
18.06.2007
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